lenhart + böhler
Der Lohndrücker
„Schlagt euch nicht die Schädel ein, zerbrecht euch lieber den Kopf.“ Der Lohndrücker
Ein Lehrstück, unterteilt in 15 Szenen. Auftretende Figuren: 23.
Die Inszenierung: Acht SpielerInnen. Drei ÖsterreicherInnen, fünf Deutsche.
Der Ort: Ein Ringofenwerk in der jungen DDR.
Handlung: Das Neue.
Nach dem großen Krieg kommt der Aufbau. Vier Jahre nach dem totalen Zusammenbruch bauen acht Menschen an der Idee einer Gesellschaft, die einmal DDR heißen wird. Aber wie baut man das Neue? Mit den alten Menschen in der neuen Zeit, der alten Arbeit und den neuen Methoden. Der Ringofen ist kein Nazi-Tank, der Unternehmer ist weg und die HeldInnen der Arbeit heißen AktivistInnen. Alles auf Anfang.
Der Lohndrücker ist eine Versuchsanordnung für eine andere Arbeitswelt, ein Aktivistenstück ohne HeldInnen. Müllers Figuren sind alle fehlbar, sie alle sind ständig mit der Realität überfordert, aber sie lassen sich auf sie ein.
lenhart + böhler interessieren sich für diese Situation des Neuanfangs und für die Sehnsucht in uns allen, einmal Teil einer großen Sache zu sein, zum Subjekt der Geschichte zu werden. Die Inszenierung interpretiert nicht die historischen Bedingungen, sondern lässt sich auf den lehrstückartigen Modellcharakter des Textes ein, indem sie das Experiment im Heute nachspielt. In einem Pappmodell des Ringofens werden Leistungsprinzip und Lebensqualität, Konkurrenz und Solidarität, Sozialismus und Kapitalismus gegeneinander ins Spiel gebracht. In den kurzen, prägnanten Szenen werden die Chancen ausgewürfelt. „Was fällt eher zusammen: Maurer oder Ofen?“
„Mit der Veränderung der Verhältnisse geht die des Verhaltens nicht parallel. Die das Neue schaffen sind noch nicht neue Menschen. Erst das von ihnen Geschaffene formt sie selbst.“ Heiner Müller
Am 1.11. findet im Anschluss an Der Lohndrücker ein von Julia Burger und Martin Obermayr moderiertes Gespräch über die Rezeption des Lehrstücks mit der Wiener Theaterwissenschaftlerin Univ.-Prof. Dr. Monika Meister statt.
Gefördert aus den Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin und der Kulturabteilung Wien.