ZOON/Thomas Desi in Zusammenarbeit mit CENTER FOR CONTEMPORARY OPERA

Als der New Yorker Komponist Morton Feldman 1976 an der Partitur seiner Oper NEITHER nach dem enigmatischen Libretto von Samuel Beckett arbeitete, filmte Martin Scorsese zur selben Zeit in den Straßen New Yorks seinen legendären Film „Taxi Driver“. Thomas Desis Inszenierung bezieht sich auf diesen geografischen und zeitgeschicht¬lichen Zufall. Beide Erzählungen verhandeln existenzielle Fragen, die Antworten sind bestenfalls paradox und vorläufig. Die künstlerischen Mittel des Films und der Oper werden in der Bearbeitung von ZOON und CCO New York visuell überlagert: Die Frauenstimme wird zur Sehnsuchtsfigur, die introvertierte Gestalt eines Mannes zum Träger einer marginalen Aktion.
Eric Salzman, ein Pionier des neuen Musiktheaters, schlug dem New Yorker CENTER FOR CONTEMPORARY OPERA einen Workshop zu Morton Feldmans Komposition vor. Patrick Grant, der musikalische Leiter des legendären New Yorker „Living Theatre“, schafft die orchestrale Atmosphäre der originalen Partitur für großes Opernorchester mit elek-tronischen Mitteln neu. Der Wiener Pantomime Roman Maria Müller ist der schweigende Gegenpart zur vokalen Protagonistin, der jungen amerikanischen Opernsängerin Kiera Duffy. Auf der Suche nach einer Rückführung des Beckett’schen Texts in die Wahrnehmbarkeit entwickelten Thomas Desi und der Videokünstler David Haneke eine Animation, die schließlich Beckett’sche Metaphysik mit Scorseses Realismus verbindet.