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17 April 2008

Univ.-Prof. Dr. Brigitte Marschall

Psychedelische Environments und die Ästhetik der Droge


Begierde ist unersättlich und sucht ständig nach Erfüllung. Ausgeliefert dem Schwindel erregenden Einbruch der Ordnung
von Raum und Zeit, von Objektivität und Kausalität, erzählt die Droge immer auch von Herrschaft und Beherrschung, von der
Macht der Begierden. Wie die Droge zu Codebrüchen und Grenzüberschreitungen führt, so gerät auch Kunst außer Kontrolle,
geht mit Affekten, mit Extremen um. Seit Jahrhunderten werden psychotrope Stoffe als Kultur bestimmendes Phänomen
verwendet. Die von Drogen stimulierten Erfahrungen und poetischen Bekenntnisse von Baudelaire, de Quincey und Artaud,
sowie Walter Benjamins Drogenarchitekturen stehen für die Wechselwirkung von Kunst und Droge. Die psychedelische
Kultur der 1960er Jahre machte aus der alten spirituellen Praxis auch eine gesellschaftliche Revolution. Ekstase und Trance,
die Rückkehr zum Ritual, prägen die Suche nach neuen theatralen Formen. Wer sich in diesem Sinne mit diesen Erwartungen
und Sehnsüchten befasst, dringt ein in das Weltverständnis, in die Sehnsüchte und Denkmuster historischer Epochen und
Gesellschaften.
Brigitte Marschall studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien. Sie habilitierte mit einer Arbeit
über Theatralität und andere Bewusstseinszustände, und ist seit 1998 Professorin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
der Universität Wien.
(Eintritt frei)

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